em_2016_katherineAm 2. April 2016 trafen sich rund 40 Schiedsrichter, Coachs und Athleten zu einem Workshop der Nationalen Schiedsrichterkommission im Bieler Zentrum für Kampfkunst und Gesundheit, Zen Shin DS 102. Michelle Saner, Nationalcoach Kata, übernahm den sportlichen Teil der Ausbildung. Der Lehrgang stand unter der Leitung von Tommaso Mini, Präsident der Nationalen Schiedsrichterkommission. Unter den Teilnehmern auch Dominique Sigillo, Mitglied der Technischen Kommission der European Karate Federation sowie die aktuelle Nr. 1 der Frauen, Melinda Mark. Foto: Katherine Broder EKF-Schiedsrichterin, EM Limasoll/Zypern 2016, stellvertretend für alle Schiedsrichter.
Ziel der Ausbildung war es, das interaktive Lernen im Team zu fördern, die Befähigung zum selbständigen Wissenserwerb sowie zur Reflexion und Optimierung des eigenen Lernprozesses.
Tommaso Mini (ehemaliger Chef der Europäischen Schiedsrichterkommission/WKF Referee) stellte die Analyse der Kata-Entscheidungen, anlässlich des 1. Swiss Karate League Turnier in Sursee, vor. Er zeigte auf, wie Entscheidungen unterschiedlich ausfallen können und wie darauf in der Ausbildung reagiert werden kann. Erfreulich: Bei 77 ausgewerteten Begegnungen wurden 70% der Flaggen-Entscheidungen beinahe einstimmig getroffen.

NSK KATA WORKSHOP

In einem ersten Teil wurden in einem Parcours des Wissens in 4 Stationen die Entscheidungskriterien in Gruppenarbeiten besprochen und ausgearbeitet. Im Zentrum standen dabei die Kriterien Konformität, die technische und athletische Ausführung. Wichtig ist es, dass alle unter diesen Begriffen das gleiche verstehen, sie gleich interpretieren. So bedeutet konform, dass die traditionellen Werte und Prinzipien beachtet werden müssen. Die Kata muss einen realistischen Kampf darstellen sowie die potenzielle Auswirkung der Techniken zeigen.

Entscheidend für die Bewertung ist die Wahrnehmung über das Sinnesorgan sehen. Das Gesehene kommt in die Grosshirnrinde hinein. Dort erfolgt eine ur-eigene, persönliche Bewertung im Kurzzeitgedächtnis. Der sogenannte Mandelkern im Gehirn bewertet jegliches Geschehen auch immer emotional und greift dabei auch auf Situationen zurück, die schon einmal da waren. Deshalb entstehen viele Bewertungen auch durch Intuition und durch die Persönlichkeit des Schiedsrichters. Der Mensch, als Subjekt, kann nie objektiv wie ein Zeitmesser entscheiden.

So ist wichtig zu wissen, wie Entscheidungsprozesse „hirnlich“ ablaufen und wie es möglich ist, die Bewertung an eine „objektive Subjektivität“ anzunähern.

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Im Praxisteil wurden die beiden Shotokan-Kata „Kanku-sho und Unsu“ ausgewählt die häufig an den Turnieren gezeigt werden. Es wurde immer wieder Bezug auf die Kriterien gemacht, sodass die Theorie vom ersten Teil in der Praxis demonstriert und trainiert wurde. Ziel war ein vertieftes Verständnis der Kata (Gichin Funakoshi: Hart und weich, Spannung und Entspannung, langsam und schnell, alles in Verbindung mit der richtigen Atmung) um dadurch eine noch kompetentere Bewertung zu erreichen. Foto: Michelle Saner, 5. Dan, Trainerin Leistungssport Swiss Olympic. Von 1999 – 2008 gewann sie 10x hintereinander den Elite-Titel in der Kata. Der Höhepunkt ihrer internationalen Karriere waren die Europacupsiege JKA 2001, ESKA 2006 sowie die Bronzemedaillen am Shotokan-Weltcup 2003 und an den EKF-Europameisterschaften 2007.

Im dritten Teil wurden die Schiedsrichter vom SKF-Kata-Kader unterstützt. Nach jeder Begegnung wurden die Entscheidungen analysiert und von den eingesetzten Schiedsrichtern begründet. Die Athleten hatten die Möglichkeit Fragen zu stellen und zu erfahren, aufgrund welcher Kriterien die Entscheidungen getroffen wurden. So war auch hier die Interaktion sichergestellt und die Chance, dass die Ausbildungsqualität der internationalen Schiedsrichter SKF den Kata-Spezialisten der Schweiz an den kommenden Europameisterschaften positives beschert.

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