Der Vater des modernen Karate wäre am 10. November 150 Jahre alt geworden. Aufgewachsen in Shuri (Okinawa) war der Begründer des Judo, Jigoro Kano (1860-1938), lebenslang sein Vorbild.

Gichin Funakoshi starb am 26. April 1957, fernab von seiner Heimat, in Tokyo. Sein Name ist unsterblich mit dem Karate verbunden.

Von seinem Grossvater, ein konfuzianistischer Gelehrter, wurde er in den vier großen klassischen Schulen der chinesischen Philosophie unterrichtet.

An sein grosses Wirken erinnern Millionen von Karatekas sowie seine Bücher «Karate-Do – mein Weg», «Karate-Do Kyohan und Karate-Do Nyumon.

Funakoshi unterrichtet einfach Karatedo. Spätere Schüler von ihm benutzten den Begriff «Shotokan» um sich namentlich von anderen Stilen abzugrenzen.

Wenige der führenden Karate-Persönlichkeiten kannten Funakoshi persönlich. Viele trainierten bei seinen Meisterschülern wie Shigeru Egami (1912-1981), Masatoshi Nakayama (1913-1987), Hidetaka Nishiyama (1928-2008), Tsutomu Ohishma (*1930), Teruyuki Okazaki (*1931), Hirokazu Kanazawa (*1931) oder Mitsusuke Harada (*1928).

Die von Funakoshi formulierten 20 Dojokun (Do= Weg, Jo=Ort, Kun=Anweisung) prägen stilübergreifend alle Karatekas. Sie sind ein Leitfaden, eine wichtige Richtschnur für das tägliche Handeln. Die klassischen Dojokun gehen auf Kanga Sakugawa (1733-1815) zurück. Die ursprüngliche Idee dieses Kodex lässt sich über das chinesische Shaolin-Kloster bis zu Bodhidharma zurückverfolgen.

Im Geburtsjahr 1868 von Funakoshi begann in Japan die Meiji-Ära (aufgeklärte Herrschaft), der Zeitraum der Regentschaft des Tennos Mutsuhito. Diese Zeitepoche führte den Feudalstaat Japan zu einer modernen imperialen Grossmacht. Im Jahre 1868 empfing der Kaiser den niederländischen Diplomaten Dirk de Graeff van Polsbroek als ersten europäischen Gesandten überhaupt. Der Begriff der Meiji-Restauration bezeichnet formal die Erneuerung der Macht des Tenno und die Abschaffung des Shogunats ab 1868. Dieses endete nach dem letzten Widerstand des Samurais Saigo Takamori.

Funakoshi begann unter den Meistern Anko Asato (1827-1906, gehörte einem der berühmtesten Samurai-Geschlechter Okinawas an; zeitlebens unterrichtete er nur zwei Schüler) und Anko Itosu (1832-1916, die «heilige Faust des shuri te», er führt das Karate 1905 in die Grundschulen ein und begründete die 5 Pinan-Kata). 1922 reiste Funakoshi als Leiter einer Delegation aus Okinawa (bis 1879 zum Königreich Ryukyu gehörend) nach Tokyo und stellte dort das Karate erstmals der japanischen Öffentlichkeit vor. Er hielt weiterhin Kontakt nach Okinawa, so zu Kenwa Mabuni (Begründer des Shito-Ryu) und Chojun Miyagi (Begründer des Goju-Ryu).

Durch den japanischen Nationalismus war Funakoshi gezwungen, die Schreibweisen und Namen der Formen und Techniken zu «japanisieren». So die Kata Naifanchi in «Tekki» oder Pinan in «Heian».

Während seines ganzen Lebens unterrichte Funakoshi die traditionellen Lehren und Werte des Karatedo. Heute lebt sein Name, aber nur noch Fragmente seines Wirkens in vielen Dojos fort. Schülern lernen und verinnerlichen immer das, was sie von ihrem direkten Lehrer vermittelt bekommen. An die Wurzeln erinnert das Foto des grossen Meisters aus Okinawa. Wir verneigen uns in Respekt.

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