70582c94ffIn der Frankfurter Allgemeine Zeitung gab der Präsident des Deutschen Karate-Verbandes, Wolfgang Weigert, ein viel beachtetes Interview zu den Werten des Karatedo.

Wörtlich führt er aus: «Ich bin mit Karate auf dem Weg zur sozialen Nummer eins. Aus fünf Gründen: Erstens, der evaluierte Gesundheitssport. Dieser Bereich nimmt bei uns eine immer dominantere Stellung ein. Es gibt Studien mit signifikanten Ergebnissen, die zum Beispiel beweisen, dass Karate zum Rückgang von Depressionen führt. Punkt zwei: Alle sind gleich, nur der Trainingsfleiß entscheidet, nicht die Herkunft oder das Geld. Drittens: Karate ist ein sozialer Sport und für jeden erschwinglich. Ich kann sogar auf Wüstensand trainieren. Der vierte Punkt ist der gegenseitige Respekt. Jeder muss sich vor dem anderen verbeugen, um seinen Respekt zu bekunden, sonst wird man disqualifiziert. Auch ein Iraner vor dem Israeli und umgekehrt. Der fünfte und entscheidende Punkt: In jedem Alter, auch noch mit 70, 80 Jahren und mit jedem Handicap, ist Karate erlernbar. Ich sage daher: Wir sind auf dem Weg zur sozialen Nummer eins

Zur Chance des Karate für Olympia 2020 sagte Weigert (seit November 2014 Mitglied des Exekutiv-Komitee der World Karate Federation, zuständig als Delegierter für Olympia und Paralympic): «Tokio 2020 hat fünf neue Sportarten vorgeschlagen, dabei würden von 18 Medaillenentscheidungen acht an Karate gehen. Die endgültige Entscheidung darüber fällt an der IOC-Session im August 2016 in Rio de Janeiro.» Die Chancen dazu, im vierten Anlauf erfolgreich zu sein, sind sehr gut. Karate erfüllt alles was das IOC will: Einen grossen Frauen-, Kinder- und Jugendanteil, Medaillenchancen auch für Sportler aus dem afrikanischen Kontinent. Zur Zeit hat die World Karate Federation 190 Mitgliedsnationen.

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«Karate» so Weigert «ist für jedermann lernbar, mit jedem Handicap und jeder sozialen Herkunft. Karate ist in vielen Ländern Volkssport. In diesem Sinne sei Karate eine unterschätzte Sportart.» Auf die Frage, ob Karate über 2020 hinaus Perspektiven für Olympia habe? « Die Entscheidung über die Aufnahme ins olympische Programm 2024 fällt schon 2017, also ein Jahr später bei der IOC-Session in Lima, gemeinsam mit der Entscheidung über den Austragungsort. Hier rechne ich mir auch sehr große Chancen aus. Wir haben bewiesen, dass wir es können. Zum einen mit der erfolgreichen Weltmeisterschaft in Bremen 2014. Zum anderen auch bei den Kontinentalspielen in Baku. Dort haben wir unter olympischen Bedingungen unsere Wettkämpfe zur vollsten Zufriedenheit der Veranstalter und des Europäischen Olympischen Komitees durchgeführt.»

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Entscheidend für die weitere gesellschaftliche Anerkennung sind die wichtigen Bühnen von Gesellschaft, Politik, Kultur und Sport. Auf dem Foto Wolfgang Weigert mit dem Präsidenten des Europäischen Parlaments, Martin Schulz, anlässlich der erstmaligen Vorführung des Karate am 4. Europäischen Sportabend der EU in Brüssel.

Mehr als 300 Gäste, darunter führende Vertreter des internationalen Sports, der EU und der Politik, verfolgten die Beiträge und Diskussionen über die Rolle des Sports in der Gesellschaft und seine Möglichkeiten, zu Zusammenhalt, Versöhnung und sozialer Inklusion beizutragen. EOC-Präsident Patrick Hickey, Mitglied der Exekutive des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), erklärte, Sport könne bei zahlreichen Herausforderungen helfen, denen sich die Gesellschaft gegenübersehe, bei Integration, Gesundheit und Lebenswelt. „Sport kann nicht alle Probleme lösen, aber er kann – und sollte – dazu beitragen“, sagte er.

Parlaments-Präsident Schulz, betonte den Mehrwert, den Sport der Gesellschaft bringen könne. „Im 21. Jahrhundert hat der Sport eine soziale Aufgabe wie nie zuvor„, sagte er. In Zeiten, da traditionelle soziale Strukturen bröckelten, könne Sport den Gemeinschaftssinn bieten und das Bedürfnis der Menschen nach Eingebundensein. „Milieus lösen sich auf, die Gewissheit, verankert zu sein, ist nicht mehr da“, sagte er. Da könne der Sport Halt bieten. Doch diese Potenziale, erklärte Martin Schulz, entfalte der Sport nicht in vollem Umfang. Er forderte politische Entscheidungsträger auf, den Sport dabei zu unterstützen, seine Möglichkeiten in dieser wichtigen Aufgabe zu verwirklichen.

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