Geflohen, verprügelt, traumatisiert: So kam Wael Shueb vor zwei Jahren in seine neue Heimat nach Hessen (Deutschland). Jetzt erfüllt sich für den Karatekämpfer aus Syrien ein Traum – er tritt 2020 bei den Olympischen Spielen an.

Zwei Schwimmer aus Syrien, zwei Judoka aus dem Kongo, ein Leichtathlet aus dem Südsudan: Das waren die Mitglieder des „Refugee Olympic Teams“ bei den Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro.

Für seine Nomination kam Shueb sein sportlicher Leistungsausweis zugute. Er gehörte einst dem syrischen Nationalkader an, nahm 2010 an den WKF-Weltmeisterschaften in Belgrad teil. Damals wie heute ist Kata seine Spezialdisziplin.

Shueb floh aus seinem Land und kam 2015 in Deutschland an. Seine Flucht führte in über die Balkanroute. Heute trainiert er jeden Tag.

Voraussetzung für eine Aufnahme in das sogenannte Team Rot ist die Anerkennung als Flüchtling, die verhindert, das Sportler für ihr Heimatland antreten können. Unterstützt wird das Flüchtlingsteam durch Mittel des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), das auf Vorschlag der Nationalen Olympischen Komitees auch über die endgültige Auswahl der Athleten im Flüchtlingsteam entscheidet.

Mit der Aufnahme eines Karatekas wieder ein Meilenstein in der Geschichte des WKF-Karate.

„Ich bin total glücklich, dabei zu sein. Karate, Japan, Olympia: Das ist ein Traum“!

Vor gut zwei Jahren war solch eine Situation für den 30-Jährigen noch unvorstellbar. Shueb arbeitete damals nach seinem Abitur in einer Textilfabrik in Damaskus. Doch dann ereilte ihn der Einberufungsbescheid und für ihn war klar, er will nicht für Syriens Präsident Baschar al-Assad in den Krieg ziehen und Menschen töten. Mit Bus und Boot floh er nach Griechenland, kaufte sich ein gebrauchtes Fahrrad und durchquerte Mazedonien. Dann ging es zu Fuß über die ungarische Grenze, wo er überfallen wurde. Er wehrte sich mit Karate, doch die Angreifer waren mit Elektroschockern und Eisenstangen bewaffnet. Ausgeraubt und übel zugerichtet kämpfte er sich weiter bis nach Deutschland. Erst hier wurden seine Brüche im Gesicht operiert.

Shuebs Odyssee endete in einem Flüchtlingsheim in Neu-Anspach (Hochtaunus), nach 18 Monaten dort hat er jetzt in Urberach (Offenbach) eine neue Heimat gefunden. „Nach allem, was mit mir passiert ist, bin ich sehr froh, hier in Deutschland in Frieden leben zu können“, sagt Shueb, der durch den Sport neue Freunde gefunden hat. Diese haben ihm sogar geholfen, einen Ausbildungsplatz zum Sport-und Fitnesskaufmann zu finden.

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