Verfasst von Erik Golowin
Der Showdown in Paris: Wer schafft es, sich einen der letzten Plätze für die WM-Finalrunde zu erkämpfen?
Zum ersten Mal in der Geschichte wird die Qualifikation für die Weltmeisterschaften der World Karate Federation (WKF) nach einem völlig neuen System durchgeführt. Der mehrstufige Prozess startete bereits bei den Weltmeisterschaften 2023 in Budapest – und wird Ende 2025 in Kairo seinen Höhepunkt finden.
Strenge Grundregeln
Jede Nation darf nur maximal eine Athletin oder einen Athleten pro Kategorie stellen. Doppelstarts sind ausgeschlossen. Zudem wird die Qualifikation namentlich errungen – das Ticket gehört allein dem oder der Athlet*in. Der nationale Verband kann dieses lediglich an- oder ablehnen aber nicht an einen/eine andere/n Athlet*in weitervergeben.
Sechs Wege zur Qualifikation
- Direkt über die WM 2023 in Budapest (1 Platz)
Der/die amtierende Weltmeister*in jeder Kategorie ist direkt für Kairo qualifiziert. - Über das WM-Standing (8 Plätze)
Im WM-Standing wurde die letzte WM in Budapest sowie alle Karate1 Premier League Turniere und kontinentalen Meisterschaften, welche seit Budapest und dem 1. August 2025 stattgefunden haben, berücksichtigt. Die Top 8 pro Kategorie dieses WM-Standings qualifizieren sich für Kairo, sofern ihr Land in dieser Kategorie noch nicht vertreten ist. - Über die kontinentalen Meisterschaften (14 Plätze)
Über alle kontinentalen Meisterschaften werden 14 weitere Plätze pro Kategorie vergeben. Bei der EM in Yerevan 2025 wurden 3 Plätze pro Kategorie vergeben – Goldmedaillengewinner*in, Silbermedaillengewinner*in und Bronzemedaillegewinner*in, welche/r gegen den/die Goldmedaillegewinner*in verloren hat. - Gastgeber-Quote (1 Platz)
Ägypten als Ausrichter darf in jeder Kategorie den/die am Stichtag bestplatzierte Athlet*in im WM-Standing nominieren, sofern sich noch niemand über die zuvor aufgeführten Kriterien qualifiziert hat. - Qualifikations-Turnier Paris (6 Plätze)
Beim direkten Qualifikations-Turnier in Paris werden weitere 6 Plätze pro Kategorie vergeben. Jeder nationale Verband darf nur 1 Athlet*in pro Kategorie stellen, in welcher sie nicht bereits jemanden für die WM qualifiziert haben. - Kontinentalquoten (2 Plätze)
Über die fünf kontinentalen Karateverbände werden zwei weitere Plätze vergeben, basierend auf verschiedenen Kriterien, mit dem Ziel, für eine verstärkte globale Repräsentation bei der WM zu sorgen.
Schweizer Perspektive
Für die Schweiz hat der neue Prozess bereits erste Erfolge gebracht. Elena Quirici konnte sich ohne Probleme qualifizieren – und das aus gutem Grund: Mit ihrer ausserordentlichen Konstanz in den zwei Jahren der Qualifkationsperiode konnte sie gleich zwei Kriterien für die direkte WM-Qualifikation erfüllen. Zum einen führte sie das WM-Standing überlegen mit mehr als 2’700 Punkten Vorsprung an und zum anderen holte sie sich die Bronze-Medaille bei der EM 2025 in Yerevan. Elena wurde zudem 2025 erneut zur „Grand Winnerin“ erkürt, mit einer Bilanz bei den Premier League Turnieren in dieser Saison, welche für sich spricht:
- Gold bei der Karate1 Premier League in Kairo (April 2025)
- Silber in Hangzhou (März 2025)
- Bronze in Paris (Januar 2025)
Mit diesen Erfolgen gehört Quirici zu den absoluten Topstars der Szene und zählt zu den Hauptfavoritinnen für die Finalrunde in Kairo – ganz besonders, nachdem sie das weltbekannteste Prestigeturnier, die World Games, gewonnen und dort ihre Stärke gegen ihre härtesten Konkurrentinnen eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat.
Auch Yuki Ujihara konnte sich einen Startplatz sichern. Mit seinem starken 5. Platz bei der diesjährigen Europameisterschaften, sicherte er sich ebenfalls das Ticket für Kairo. Dies weil gleich mehrere Athleten der Top-3 bei der EM bereits über das WM-Standing qualifiziert wurden. Ujihara wird damit die Schweizer Farben ebenfalls auf höchstem Niveau vertreten.
Der nächste Schritt
Der nächste Schritt steht nun unmittelbar bevor: Beim Qualifikationsturnier in Paris vom 17. bis 19. Oktober treten die vom Selektionsausschuss nominierten Athlet*innen der Schweizer Nationalmannschaft an. Dort entscheidet sich, wer sich noch zusätzlich einen begehrten Startplatz für die Finalrunde in Kairo (27.–30. November) erkämpfen kann – und vielleicht für eine Überraschung sorgt.
Hier die selektionierten Athlet*innen für das Qualifikationsturnier in Paris:
Ritz Lila – Kata weiblich
Schärer Maya – Kumite weiblich -50kg
Streit Kim Lara – Kumite weiblich -55kg
Radjenovic Nina – Kumite weiblich -61kg
Bonjour Pauline – Kumite weiblich +68kg
Timmer Eric – Kumite männlich -60kg
Kabashi Elson Jason – Kumite männlich -67kg
Sparer Nico – Kumite männlich -75kg
Bandelier Mathis – Kumite männlich +84kg