Verfasst von Erik Golowin

Am vergangenen Samstag reiste Dr. Julia Weber nach Zuchwil, um die deutschsprachigen Athlet*innen der Swiss Karate Federation in die wissenschaftliche Grundlage eines neuen Forschungs- und Entwicklungsprojekts einzuführen. Das Projekt richtet sich an Athlet*innen der Nationalmannschaft und untersucht innovative Wege zur Stärkung mentaler Gesundheit und motivationaler Kompetenzen im Leistungssport. Bei erfolgreichen Resultaten ist geplant, das Projekt in einem nächsten Schritt auch mit den französischsprachigen Athlet*innen durchzuführen.

Herausforderungen im Übergang zu Elite- und Mastery-Level

Im Nachwuchs- und Elitebereich zeigen Athlet*innen ab Entwicklungsstufe T3 (FTEM) in vielen Sportarten häufig Unsicherheiten, emotionale Belastungen, Instabilität oder Motivationsschwierigkeiten. Diese Faktoren gehören zu den zentralen Gründen für hohe Drop-out-Raten im Übergang in die Elite.

Gleichzeitig ist klar: Wer im internationalen Vergleich bestehen will, braucht nicht nur körperliche und technische Spitzenleistung – sondern auch mentale Stärke, Selbstregulation und Resilienz. Gefragt sind wissenschaftlich fundierte Methoden, die die psycho-emotionalen Ressourcen stärken und Athlet*innen langfristig stabilisieren.

Eine dieser Methoden ist das Zürcher Ressourcen Modell (ZRM) – ein Trainingstool, das genau in diesen Bereichen nachhaltig Wirkung zeigt.

Expertise aus Forschung und Praxis: Dr. Julia Weber

Julia Weber ist promovierte Psychologin, Diplom-Pädagogin und Geschäftsführerin des Instituts für Selbstmanagement und Motivation Zürich (ISMZ GmbH), einem Spin-off der Universität Zürich.

Als zertifizierte ZRM®-Trainerin und Ausbildungstrainerin vermittelt sie das Zürcher Ressourcen Modell seit vielen Jahren in Coachings, Seminaren und Ausbildungsprogrammen. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen in den Bereichen:

  • Gefühlswahrnehmung und -regulation
  • Motivation und Ressourcenaktivierung
  • Selbstmanagement (auch im Leistungs- und Spitzensport)

Als Autorin des Buches „Ich fühle, was ich will“ macht sie evidenzbasierte Selbstregulationsstrategien einem breiten Publikum zugänglich.

Wissenschaftlicher Hintergrund

Aktuelle Studien zeigen, dass Athlet*innen insgesamt ähnlich häufig von psychischen Erkrankungen betroffen sind wie die Allgemeinbevölkerung – in Gewichtsklassen-Sportarten sogar überdurchschnittlich. Internationale Fachorganisationen haben in mehreren Consensus Statements betont, dass mentale Gesundheit im Spitzensport ein zentrales Thema ist.

Daraus ergibt sich ein klarer Auftrag:
Es braucht massgeschneiderte Interventionen, die den spezifischen Belastungen des Leistungssports gerecht werden.

Das Zürcher Ressourcen Modell (ZRM) ist eine dieser evidenzbasierten Methoden. Es:

  • verbindet Körper, Emotionen und Verstand
  • stärkt Emotionsregulation und Stressresistenz
  • fördert Selbstwirksamkeit und Motivation
  • ist wissenschaftlich fundiert und praxiserprobt

Warum das ZRM im Karate?

Im Karate-Leistungssport entscheiden nicht allein Technik, Taktik oder physische Fitness. Erfolgreich ist, wer auch unter Druck fokussiert, handlungsfähig und resilient bleibt – insbesondere in entscheidenden Wettkampfmomenten.

Für Athlet*innen im Elite- und Mastery-Bereich bedeutet das:
Wie gelingt es, Absichten auch dann umzusetzen, wenn Stress, Ablenkung oder widersprüchliche Impulse auftreten?

Das ZRM bietet hierfür praxisnahe Werkzeuge, um Intuition und Verstand in Einklang zu bringen und so auch in anspruchsvollen Situationen schnelle, passende Entscheidungen zu treffen.

Unterstützung durch Swiss Olympic

Die SKF hat das Projekt im ersten Quartal erfolgreich beim Fördergefäss Sportwissenschaft von Swiss Olympic eingereicht. Dieses unterstützt praxisorientierte Forschung, die den Verbänden unmittelbar zugutekommt.

Bereits im Vorfeld konnten zwei renommierte Partnerinstitutionen gewonnen werden:

  • Institut für Selbstmanagement und Motivation Zürich (ISMZ)
  • Institut für Sportwissenschaft der Universität Bern

Nach eingehender Prüfung wurde das Projekt als förderwürdig eingestuft und bewilligt – nun startet die Umsetzungsphase.

Die Swiss Karate Federation setzt damit ein wichtiges Zeichen: Sie investiert in wissenschaftlich fundierte Methoden, die die mentale Gesundheit stärken und den Karate-Leistungssport nachhaltig weiterentwickeln.

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