Veröffentlicht von Mattia Castellana
Pünktlich um 9:00 Uhr eröffnete Raffael Lüthold am Samstag das Turnier mit einem gemeinsamen Gruss. Kurz darauf begannen auf meinem Tatami die Wettkämpfe mit der Kategorie U21 Kata Female. Die Athletinnen beeindruckten mit ausdrucksstarken und präzise ausgeführten Katas.
Leidenschaft trifft auf Präzision
Am Wochenende des 14. und 15. Juni 2025 wurde Burgdorf BE zum Treffpunkt für Karatekas aus der ganzen Schweiz und Liechtenstein. Die zweite Ausgabe der diesjährigen Swiss Karate League lockte insgesamt 631 Athletinnen und Athleten an, die in 903 Nennungen ihr Können unter Beweis stellten. Organisiert wurde das Turnier vom Karate Club Emme unter der Leitung von Claudio Gereon. Die Kämpfe fanden am Samstag auf fünf, am Sonntag auf sechs Tatamis statt – fair gewertet durch 36 respektive 37 Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern. Unterstützt wurde der Wettkampfbetrieb vom SKF IT-Team.
Auch die darauffolgenden Kategorien boten Karate auf höchstem Niveau. Für die Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter bedeutete das nicht nur die verantwortungsvolle Aufgabe, objektiv zu bewerten, sondern auch das Privileg, sportliche Spitzenleistungen aus nächster Nähe und aus bester Perspektive miterleben zu dürfen.
Schiedsrichterarbeit – Karate fair gestalten
Nach der Mittagspause standen die Kumite-Kategorien auf dem Programm. Auch hier zeigten sich das intensive Training sowie die technische und taktische Überlegenheit der Teilnehmenden deutlich.
Trotz des dichten Zeitplans verlief das gesamte Wochenende reibungslos und weitgehend verletzungsfrei. Verbandsarzt René Zenhäusern bestätigte am Ende der Meisterschaft, dass er am Samstag keinerlei medizinische Eingriffe vornehmen musste – und auch am Sonntag waren es nur wenige kleinere Verletzungen. Diese erfreuliche Bilanz ist nicht nur ein Kompliment an die Athletinnen und Athleten, sondern auch ein Zeichen für die hohe Qualität und Fairness der Schiedsrichterarbeit – besonders bemerkenswert angesichts der personellen Unterbesetzung.
Warum sich Schiedsrichten lohnt – persönliche Einblicke
Doch warum sollte man sich überhaupt für die Tätigkeit als Schiedsrichterin oder Schiedsrichter entscheiden? Was kann man dabei für sich selbst mitnehmen? Als ich im Jahr 2016 zum ersten Mal an einer SKU-Promo-Tour richtete, lag mein Fokus vor allem auf den formalen Bewertungskriterien. Jede negative Entscheidung empfand ich damals als belastend, weil sie zwangsläufig eine Seite traf. Erst mit den Jahren entwickelte ich ein tieferes Verständnis für die Rolle: Es geht nicht nur um Regelkenntnis, sondern auch um Verantwortung, Neutralität, Empathie – und um einen echten Beitrag zur Weiterentwicklung unseres Sports.
Mit der Zeit lernte ich, die Leistungen der Athletinnen und Athleten nicht nur zu bewerten, sondern auch als Inspiration für mein eigenes Karate zu nutzen. Das Schiedsrichten hat mein Karate auf eine neue Ebene gebracht – in technischer Präzision, mentaler Klarheit und in der Fähigkeit, unter Druck besonnene Entscheidungen zu treffen.
Gerade deshalb möchte ich alle Karatekas dazu ermutigen, sich auf diesen Weg einzulassen. Die Schiedsrichtertätigkeit ist nicht nur essenziell für unseren Sport – sie bereichert auch die persönliche Entwicklung auf vielfältige Weise.