Autor: Roland Zolliker. Trainings und Wettkämpfe erfordern von Athlet*innen einiges ab. Es sind Prioritäten zu setzen, Sport und Ausbildung tagtäglich aufeinander abzustimmen.

Erfolgreiches trainieren setzt voraus, dass die entsprechende Person das Anforderungsprofil der Kampfsportart Karate im Leistungssport erfüllt. Mit anderen Worten, wer keine physisch-psychisch Extrembelastungen verträgt, sich nicht an klare Regeln und Rituale halten kann oder will ist im «freien» Sport besser aufgehoben. Das gilt auch im Militär. Wer sich als Grenadier, Fallschirmaufklärer in Isone oder bei der Militärpolizei engagieren will sollte eine deutlich höhere Belastungsfähigkeit mitbringen. Sonst wäre er/sie im Zivilschutz besser aufgehoben. Mit anderen Worten: Augen auf bei der Leistungssportwahl.

Die Anforderungen im Spitzen- und Leistungssport sind fordernd und selektiv. Das Anforderungsprofil setzt überdurchschnittliche physische und psychische Fähigkeiten voraus. Der Vergleich zur Selektion zum Grenadier (mind. 90 Punkte), mehrere Wochen Selektion sind analog den Anforderungen der SKF für den Kadereintritt und schlussendlich die Nominationen für Welt- und Europameisterschaften.

Für den Erfolg ist immer entscheidend wie lernbereit, wie trainings- und leistungswillig die entsprechenden Karatekas sind. Welche Erwartungen/Ziele da sind. Wieviel Zeit sie bereit sind für die Trainings und Wettkämpfe zu investieren um den Anschluss oder den Verbleib an der Spitze (FTEM Phasen T3, E1, E2) zu schaffen. Im Zentrum stehen die Bereiche Energie und Steuerung. Hierzu braucht es das Orientierungswissen aller am Training und Wettkampf beteiligten Personen.

Das Kernlehrmittel Karate J+S erläutert das pädagogische Konzept mit der Kernbotschaft des partnerschaftlichen Dialogs. In dieser Kooperation steht der Austausch von bedeutungsvollen sowie lernrelevanten Informationen im Zentrum. Diese Interaktionen sollen von einer auf Vertrauen und Verantwortung gekennzeichneten Wechselbeziehung geprägt sein. Jedoch: Trainer sind keine ausgebildeten Psychologen. Sie werden immer wieder im Training (gerade in den mittleren und späten Adoleszenz Phasen; körperlich, kognitiv, sozial-emotional) mit Jugendlichen konfrontiert, die – oder die Eltern – mit den Anforderungen des Leistungssports nicht klar kommen. Dazu kommen auch noch einige Karatekas in den Jahren des «Emerging Audulthood», d.h. in den Jahren von 19-25.

Hier setzt die Kampagne #areyouok an. Karate soll, auch unter grossem Leistungsdruck, Freude bereiten und die Athletinnen und Athleten stärken. Alle beteiligten Personen befähigen mit Empfindungen, Gefühlen und Gedanken in heiklen Lern- und Leistungssituationen nachhaltig umgehen zu können, ohne die Ziele aus den Augen zu verlieren. Das Aneignen von Kompetenzen so a) die eigenen Emotionen – auch unter Stressbedingungen – kontrollieren zu können, b) sich in Leistungssituationen auf das Wesentliche zu konzentrieren, c) auch in schwierigen Zeiten bestehen, d) sich auch in misslichen Lagen zu motivieren. Immer wieder aufzustehen. In einem Umfeld das von einem Klima mit positiven Werten geprägt ist und jede Art von physischem, verbalen und relationalen Mobbings klar ablehnt. Dazu gehört insbesondere auch das Cyberbullying.

Sport ist Persönlichkeits- und Lebensschulung. Zum Leben einer Athletin, eines Athleten gehören Niederlagen, das schmerzhafte Ausscheiden in Runde 1, Runde 2 oder der bitter verlorene Kampf um die Bronzemedaille. Das war auch in der Karriere der «allergrössten» Karatekas der SKF, bei Weltmeister Javier Gomez, den Europameister*innen Juan Marquez, Ceno Marxer, Andi Hug,  Fehmi Mahalla, Diana Schwab, Jessica Cargill und Fanny Clavien so. Auch bei der Olympionikin Elena Quirici auf ihrem langen Weg nach Tokyo.

Die Frage, wer sich, wenn es darauf ankommt, tatsächlich auch durchsetzen kann, ist im Wesentlichen eine Frage der Persönlichkeit! (Prof. Dr. Arturo Hotz, ehemaliger Trainerbildner Swiss Olympic, BASPO und SKF, 1987-1994). Oder eine Frage der Resilienz: diese umschreibt in der Psychologie die Fähigkeit, relativ unbeschadet mit den Folgen belastender Lebensumstände umgehen und Bewältigungskompetenzen entwickeln zu können.

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